© Caroline Fink© Caroline Fink

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Naturwaldreservat

Ursprünglicher Buchenwald

Das Naturwaldreservat im Sihlwald ist mit rund 970 Hektaren Fläche das grösste im Schweizer Mittelland. Hier gedeihen seltene Arten, alte Bäume und viele totholzliebende Pilze. Der grösste Teil des Naturwaldes ist ein Buchenmischwald, wie er ursprünglich auf rund 80 Prozent der Fläche Mitteleuropas vorkam.

Der Sihlwald verkörpert für das Schweizer Mittelland das seltene Beispiel eines grossflächigen, ursprünglichen Buchenmischwaldes. Seit rund einem Vierteljahrhundert, darf er sich wieder in eine Wildnis verwandeln. Allmählich nimmt er charakteristische Merkmale eines europäischen Urwaldes an, wie er vor allem noch in den osteuropäischen Karpaten vorkommt.

Urwald oder Naturwald?

Als Urwald oder Primärwald wird ein von menschlicher Einflussnahme nicht berührter und unkultivierter Wald bezeichnet. Das ist der Sihlwald nicht. Als Wirtschaftswald der Stadt Zürich wurde er ab dem 14. Jahrhundert rege genutzt. Erst ab dem Jahr 2000 hat man aufgehört, hier Holz zu schlagen. Seither wird die Natur sich selbst überlassen. Der Sihlwald ist daher, was man als Sekundärwald bezeichnet, der sich nach menschlichen Eingriffen wieder natürlich regenerieren kann.

Ein Naturwald fördert diesen Prozess bewusst, wobei der Lebenszyklus in einem Buchenmischwald 500 bis 800 Jahre dauert. Zu Beginn kann die Artenvielfalt dabei vorübergehend abnehmen, wenn etwa durch Borkenkäferbefall Lebensräume zerstört oder verdrängt werden. Im fortgeschrittenen Stadium zeichnen sich Naturwälder durch viel Totholz aus: umgestürzte Bäume, abgebrochene Äste, durchlöcherte Stämme sowie Pilze, Käfer und Mikroorganismen, die das Holz zersetzen. Unterschiedliche Zersetzungsstadien fördern die Artenvielfalt. Naturwälder sichern seltenen Arten das Überleben, bieten vielfältige Lebensräume und stärken die Biodiversität.

Naturwälder sind eine Investition in die Zukunft. Sie bieten viele verschiedene Habitat-Strukturen und sichern seltenen Tier- und Pflanzenarten das Überleben. So fördern sie die Biodiversität.

Totholz und Biodiversität

Im Sihlwald gilt Prozessschutz. Der Wald darf sich also weitgehend frei von menschlichen Einflüssen entwickeln. Die langsame Rückkehr zu einem natürlichen Zyklus zeigt sich mittlerweile deutlich: Es konnten verschiedene sehr seltene oder sogar als ausgestorben geltende Pilz-, Flechten-, Moos- und Käferarten entdeckt werden. Manche davon gelten als Urwald-Reliktarten — das heisst, dass sie nur in Wäldern vorkommen, in denen der natürliche Kreislauf noch intakt ist, und wo es grosse Mengen Totholz gibt.
Ausgelöst durch Extremereignisse wie Starkniederschläge, Trockenperioden, Hitze und drauffolgender Borkenkäferbefall hat sich das Totholzvolumen im Sihlwald in den letzten Jahren stark erhöht. Im Gegensatz zu herkömmlichen Wirtschaftswäldern, weist der Sihlwald eine sehr hohe Habitatsstrukturdichte auf. Auch die überdurchschnittliche Anzahl Baumriesen sind eine Besonderheit und weisen auf eine hohe Biodiversität hin.

 

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